Eine ungewollte Blogpause

Schreibtisch der Delmenhorster Schriftstellerin Katy Buchholz mit einem zugeklappten Laptop. Darauf liegen eine Brille und ein Stift.
Foto: Katy Buchholz

 Ich habe lange mit mir gerungen, ob ich so etwas Privates überhaupt veröffentlichen soll. Da das Thema aber allgegenwärtig ist, bin ich über meinen Schatten gesprungen. Schließlich kann sich in den Köpfen nur dann eine Veränderung stattfinden, wenn einer den Anfang macht. Wenn meine Geschichte nur eine Frau dazu bewegt, fortan mehr auf ihren Körper zu achten und regelmäßiger zu den Vorsorgeuntersuchungen geht, dann habe ich mein Ziel erreicht.


Meine Geschichte:

Im Alter von 18 Jahren wurde ich wegen einer stark entzündlichen Unterleibsgeschichte ins Krankenhaus eingeliefert. Das war ein Tag vor dem Geburtstag meiner Mutter. Drei Wochen später wurde ich wieder entlassen. Genau an meinem Geburtstag. Ein schöneres Geschenk hätte ich in diesem Jahr nicht bekommen können.

Warum?

Ich hatte drei Wochen in der Hölle verbracht. Obwohl ich selbst nicht betroffen war, hatte ich hautnah erlebt, was der Krebs anrichtet. Am Tag meiner Entlassung schwor ich mir, nie einen Termin der Krebsvorsorgeuntersuchung zu versäumen.

Vor elf Jahren ertastete ich in meiner Brust einen Knoten. Er war klein. Meine Angst groß. Ich musste an die Frauen denken, die damals den Kampf gegen den Krebs verloren hatten. Zwei Dinge beruhigten mich.

Erstens: Ich hatte mein Versprechen in Bezug auf die Vorsorgeuntersuchungen eingehalten.

Zweitens: Die Aussage des Arztes. Wenn ich nicht so dünn wäre, dann wäre der Knoten nicht so früh entdeckt worden.

In den darauffolgenden Wochen ging ich erneut durch die Höllen. Als ich die Nachricht bekam, dass der Knoten gutartig war, fiel mir ein riesen Stein vom Herzen.


ängstliches Gesicht der Delmenhorster Schriftstellerin Katy Buchholz
Foto: Lisa-Sophie Buchholz / Collage: Katy Buchholz

 

 

Ende Juli 2015 hatte ich erneut einen Knoten ertastet. Die gleiche Brust, aber nicht die gleiche Stelle. Er war größer als der Erste. Meine Angst auch. Trotzdem versuche ich stark zu sein. Ich packte meine Gefühle in ein Gedicht.

 

Da sich der Knoten nicht (wie beim ersten Mal) direkt über dem Herzen befand, konnte am 02.09.2015 eine Biopsie durchgeführt werden. Anschließend folgten sieben lange Tage mit dem schrecklichsten Kopfkino. Eine Woche war viel Zeit zum Nachdenken. Egal wie das Ergebnis ausfallen würde, ich kam um eine OP nicht herum.

Ich war erleichtert, als die Ärztin anrief und mir mitteilte, dass der Knoten mastopathisch, also gutartig, war.

Am Freitag, den 07.09.2015 sollte ich um 7:00 Uhr zur OP im Brustzentrum sein.  Alles verlief gut und ich konnte noch am gleichen Tag wieder nach Hause.

Zu diesem Zeitpunkt wusste ich noch nicht, dass meine Genesung mich auf eine harte Geduldsprobe stellen würde. Es dauerte fünf Monaten, bis das Wundwasser abgebaut war und ich nicht mehr jede Woche zur Kontrolle bei meiner Frauenärztin vorstellig sein musste. Ich hatte nicht nur damit zu kämpfen, meinen Energiehaushalt wieder aufzufüllen, sondern auch mit der Tatsache, dass ich in der Zeit auf das Walken verzichten musste.

Inzwischen geht es mir aber wieder so gut, dass ich mich mehr und mehr meiner schriftstellerischen Tätigkeit widmen kann.


Zum Schluss habe ich noch ein großes Anliegen.

Ich kann nur jeder Frau empfehlen, regelmäßig zum Arzt zu gehen und sich untersuchen zu lassen. Was sind schon dreißig Minuten unangenehme (allgemeine) Vorsorgeuntersuchung gegen die Diagnose Krebs und der Frage: Warum bin ich nicht früher hingegangen?

© Katy Buchholz


Ähnliche Blogartikel zu diesem Thema:


Kommentar schreiben

Kommentare: 8
  • #1

    Heidi Stolle (Dienstag, 05 April 2016 10:38)

    Liebe Katy,
    dass hier noch kein Kommentar steht, wundert mich einerseits, andererseits wieder nicht. Das Wort Krebs erzeugt in den Köpfen vieler Menschen Horror. Ist auch irgendwie verständlich. Wer möchte schon persönlich oder familiär mit dieser schlimmen Krankheit konfrontiert werden? Um so wichtiger ist es, dieses brisante Thema anzusprechen. Gut so. Ja, Vorsorgeuntersuchungen sind ganz wichtig. Und du hast mich mit deinem Blogartikel daran erinnert. Danke. Gleich heute werde ich meine Frauenärztin anrufen und um einen Termin bitten.
    LG Heidi.

  • #2

    Katy (Dienstag, 05 April 2016 11:57)

    Liebe Heidi,
    zum Glück beschränkt sich meine Krebserfahrung nur auf den dreiwöchigen Aufenthalt auf einer Krebsstation, weil die Gyn.-Abteilung renoviert wurde. Aber du hast Recht. Das Wort »Krebs« ist sehr einschüchternd. Umso mehr freut es mich, dass mein Blog-Artikel dich daran erinnert hat, einen neuen Vorsorgetermin zu holen.
    Herzliche Grüße
    Katy

  • #3

    Mariann Bahls (Donnerstag, 17 November 2016 21:21)

    Ich finde Deinen Entschluss mutig und richtig, mich haben die Vorsorgeuntersuchungen schon mehrmals vor großen Desastern bewahrt.
    Dieses Jahr muss ich noch inn T. beim Gyn. machen. In 2017 steht wieder die Darmspiegelung an.

  • #4

    Katy (Freitag, 18 November 2016 09:18)

    Liebe Marianne,
    vielen Dank für deine aufmunternden Worte. Und du hast vollkommen Recht. Die Vorsorgeuntersuchungen sind dafür da, uns (so gut es geht) rechtzeitig vor unangenehmen Erkrankungen zu bewahren. Hier in Deutschland haben wir das Glück, dass sehr viele Kosten vom Staat übernommen werden. Also, warum sollten wir diesen Service zum Wohle der Gesundheit nicht nutzen?
    Ich drücke dir die Daumen, dass du weiterhin gesund bleibst.
    Liebe Grüße
    Katy

  • #5

    Werner Thieke (Dienstag, 24 Januar 2017 10:13)

    Liebe Katy,
    dieses Thema betrifft nicht nur Frauen, im Gegenteil, denn laut Statisik sind es die Männer die in punkto Vorsorge schlampen.
    Ich habe leider diese schlimme Erfahrung machen müssen - Diagnose Krebs. Gott lob, war es während einer Vorsorge und da sieht man wieder, wie wichtig es ist diese Termine einzuhalten. Meine Erfahrungen zu diesem Thema zu schildern würde hier zu weit führen aber nach drei Operationen ist die Hölle ein Erholungsort. Selbst jetzt, neunzehn Jahre später, bricht mir bei jeder jährlichen Kontrolle der Angstschweiß aus.
    Ich glaube, dass einem so ein, doch lebensbedrohliches Ereignis, auf Ewig nachläuft.
    Liebe Grüße Werner

  • #6

    Katy (Dienstag, 24 Januar 2017 10:33)

    Lieber Werner,
    natürlich hast du Recht, dass Männer genauso ihre Vorsorgeuntersuchungen einhalten sollten, wie Frauen.
    Dass du durch die Hölle gegangen bist, tut mir leid. Ich hoffe und wünsche dir von ganzem Herzen, dass du den Krebs für alle Zeit besiegt hast, und in Zukunft gesund Leben kannst.
    Herzliche Grüße
    Katy

  • #7

    Sabine Winkler (Montag, 13 Mai 2019 14:05)

    Hallo Katy,
    auch ich bin vor 2 Jahren mit dem Wort Krebs in berührung gekommen, nach einer Vorsorgeuntersuchung beim Gynäkologen! Ich hatte das Gefühl mir zieht jemand den Boden unter den Füßen weg, u. ich dachte ... nein das kann nicht sein, ich will noch nicht sterben...! Gott sei Dank bestätigte sich der Krebs nicht u. ich habe vor Freude geheult! Aber es steckt einem bei jeder Vorsorgeuntersuchung im Hinterkopf, hoffentlich ist alles gut...!
    LG Sabine

  • #8

    Katy (Montag, 13 Mai 2019 14:59)

    Liebe Sabine,
    ich kann deine Gefühle sehr gut nachvollziehen. Von daher freue ich mich für dich, dass sich bei dir der Verdacht nicht bestätigt hat.

    Obwohl bei mir alle paar Jahre ein neuer Knoten in der Brust entdeckt wird, bin auch ich bisher vom Krebs verschont geblieben. Ich hoffe, das bleibt auch so.

    In diesem Sinne sende ich dir herzliche Grüße :0)